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arts & sciences for humanism

Wir brauchen ein Bild der Zukunft um die Gegenwart zu verändern.

„Wir müssen die Spaltung zwischen Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Tun überwinden.“ Augusto Boal in: Theater der Unterdrückten, 174

Wir verbinden Kunst und Wissenschaft, TanzTheater und Tätigkeitstheorie auf der Grundlage eines humanistischen Welt und Menschen Bildes. Durch unser tun entwickeln wir Visionen für eine würdevolle Zukunft einer solidarisch-ökologischen Menschheitsgesllschaft. Wir wirken für Emanzipation und Bewusstseinswandel. Wir erforschen die Bildung von Sinn.

„Die Persönlichkeit hört somit auf, als Resultat der direkten Überlagerung durch äußere Einflüsse zu gelten. Sie gilt als das was der Mensch aus sich macht, indem er sein menschliches Leben bewältigt.“ Leontjew in: Tätigkeit Bewußtsein Persönlichkeit, 213  

In der Tätigkeitstheorie von Alexandrej N. Leontjew ist der Begriff der Bedeutung der Schlüsselbegriff zwischen Tätigkeit, Bewußtsein und Persönlichkeit, vermittelt über die Emotion. Die Bedeutung ist das Schanier zwischen innen und außen, zwischen objektiv und subjektiv, zwischen gesellschaftlich und persönlich. Gesellschaftliche Bedeutungen werden von den Subjekten emotional erfahren und angeeignet.

In diesem emotionalen und dialektischen Prozess zwischen Tätigkeit und Widerspiegelung werden sie von den Subjekten in ihren jeweiligen konkreten, kultur-historischen Lebens- und Erfahrungsverhältnissen in persönliche Bedeutungen transformiert. Die emotionale Erfahrung einer Bedeutung wirkt sich unmittelbar auf die Hierarchisierung der Bedürfnisse aus, die sich im persönlichen Sinn eines Menschen spiegeln. Die soziale, im konkreten Tätigkeitsprozess des Menschen, emotional gedeutete Bedeutung, vermittelt zwischen bewußter und unbewußter Sinnbildung, tritt in Form der getätigten persönlichen Bedeutung nach außen. Sie wird sichtbar und wiederum gesellschaftlich erlebbar. Die Bedeutung der Tätigkeitsfelder forschen und creieren ist ein archaisches Bedürfnis der Menschheitsentwicklung. Es äußert sich im tun zwischen bewusst und unbewusst und im inneren, emotional gedeuteten Abbild, insofern in der inneren und in der nach außen sichtbar werdenden Tätigkeit, die ein innen veränderndes Abbild schafft. Diese Dialektik gilt es bewusst zu gestalten. Emanzipatorisch-humanistisch wirkende Bildungsprozesse knüpfen an den im inneren, emotional gedeuteten Abbildern an.  Sie geben sinnliche Impulse um dieses verschüttete archaische Bedürfnis wieder zu beleben und forschende und creierende Tätigkeitsräume zu eröffnen. Die Auseinandersetzungen mit Kunstwerken aus aller Welt, die hiermit verknüpften ästhetischen Methoden ermöglichen dem Subjekt in einen bewussten Dialog zwischen innen und außen zu treten, gesellschaftliche Bedeutungen in ihrer Geschichte zu erkennen und zu analysieren und bewusst zu entscheiden, welchen Wert sie als persönliche Bedeutung haben. Durch diese interkulturelle philosophische  und kreative Praxis zeigt sich: „Mein persönlicher Sinn ist veränderbar.“

Ästhetische Methoden erweitern die Tätigkeitsmuster und ermöglichen die Veränderung des eigenen Bedeutungsteppichs. Methoden aus der Tanz und Theater Praxis, die Arbeit mit dem Körper und der Stimme, ermöglichen die bewusst Werdung von Tätigkeitsmustern und spiegeln ihre Veränderbarkeit. Die bewusste Wahrnehmung mit allen Sinnen, die Ausdehnung der Fähigkeiten eröffnet neue Sehweisen auf innere und äußere Welten und ihre subjektiven emotionalen Bedeutungsteppiche.

Genau an dieser Analyse knüpft Augusto Boal an, der Zeit seines Lebens die Methodologie des Theater der Unterdrückten als offenes System mit seinem Freund Paolo Freire entwickelte, mit dem Ziel durch die körperlich-sinnliche Sensibilisierung der Selbst- und Fremdwahrnehmung die Persönlichkeit ganzheitlich zu entdecken. In dieser spezifischen Körper- also auch Stimmarbeit schafft er den Raum und die Zeit für emanzi patorisch gebildetes bewusst Sein zwischen inneren und äußeren Bildern, zwischen inneren und äußeren Bedeutungen durch die Veränderung der Tätigkeitsmuster und die Reflexion gesellschaftlicher Unterdrückung in der Dialektik zwischen bewusst und unbewusst.

„Wir müssen uns bewusst in Beziehung zur Umwelt erleben, zur Schwerkraft, zum Raum, wir müssen unser Sinnesgedächtnis wiedererwecken, unsere Ausdruckskraft wiedererlangen … jeder Mensch ist ein Künstler.“ Boal: 175

Diese emanzipatorsch-humanistische Methodologie des Theater der Unterdrückten mit seinen 7 Ästen mündet in verschieden Formen der Inszenierung zwischen gelebter Realität und Utopie. In diese Methodologie als offenes System, in der Praxis u.a. basiert auf Stanislawski, fließen auch Einflüsse von anderen Künstlerinnen ein z.B: die Stimmarbeit nach Roy Hart, Ruth Zaporah oder Moshe Feldenkrais sowie die ästhetische und poetische Inszenierung von internationalen Künstlerinnen und Künstlern: z.B. das Cloude Gate Theatre, Peter Brook, Kofi Koko, Martha Graham, Robert Wilson, Ariane Mnoushkin, Akram Khan, Germaine Acogny, Sidi Larby Cherkaoui, Valeska Gert …

„Das erste Wort des Theatervokabulars ist der menschliche Körper.“ Boal: 46

Wir verbinden die Praxis aus Tanz und Theater mit der TätigkeitsTheorie des interdisziplinären Forschungskollektivs von Vygotzky, Lurija und Leontjew. Wir verbinden diese beiden, in dialektischer Beziehung zu einander stehenden, Methodo logien der Theorie & Praxis mit dem Ziel Erfahrungsräume zu erweitern durch die Veränderung der Selbst- und Fremd wahrnehmung. Die Grundlage hierfür bildet die Veränderung der Tätigkeitsmuster: Die intensive und sensible Körper-  und Stimmarbeit mit der Atmung, der Dehnung, der An- und Entspannung, der Irritation und dem Spiel sind häufig ungewohnte Tätigkeiten. Durch Widerholung und Übung dehnt sich die Persönlichkeit aus und erweitert ihr Bewusstsein über sich Selbst. Die Spiegelübungen dienen der gewahr Werdung der eigenen und fremden Bewegungsmuster und ermöglichen die persönliche Veränderung von Tätigkeitsmustern. Die Statuenarbeit nach Boal taucht die Persönlichkeit in die subjektive Dialektik zwischen Real Bild und Ideal Bild, individuell und kollektiv. Im Prozess spielgeln diese in einander verlaufenden Bilder subjektive Empfindungen und gesellschaft liche Realität z. B. zum Thema Rassismus und die Vision einer humanistischen Transformation. Rassismus wird so in seiner kultur-historischen und jeweiligen gesellschaftlichen objektiven Dimension, in ihrer real existenten Form beleuchtet und im Ensemble diskutiert z.B welche Formen von Rassismus gibt es in Afghanistan und wann und warum sind sie entstanden. Es gibt kein Land ohne Rassismus, doch bleibt die Suche nach den Ursachen in den Kolonialgeschichten, den brutalen Formen der Kolonisierung, der Reproduktion der Bilder im Interesse einer okzidentalen Perspektive … sehr schön analysiert von Edward Said in Orientalismus. In diese Praxis der Entwicklung einer Inszenierung, eines TanzTheaters oder Films, sind immer Reflexionsrunden zu den subjektiven Empfindungen, Erlebnissen, Geschichten und Wahrnehmungen eingebunden, ebenso wie das Philosophieren über künstlerische Impulse als Inspirationsquellen und das Diskutieren über gesellschaftlich relevante Themen wie z.B. über die gemeinsame Geschichte zwischen Nordafrika und Europa, wunderbar beschrieben in dem Roman von Amin Malouf: Leo Africanus. Im Prozess der Inszenierung entdeckt das Ensemble gemeinsam die Betrachtung gesellschaftlicher Realität und erlebt durch die Arbeit mit Boal eine Vision der Utopie, für die es sich einzusetzen gilt.  

„Das Theater soll sich nicht nur mit der Vergangenheit beschäftigen, sondern auch mit der Zukunft.“ Boal: 68

Diese spezifische Verknüpfung von Theorie & Praxis dient der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung der Prävention, Sprachen- und Bewusstseinsbildung für Demokratie. Im tätigen Prozess entdecken junge Menschen ihre Kompositionen, Texte und Poesie und damit ihre Persönlichkeit. Sie creieren im kollektiven Prozess poetische Inszenierungen zu gesellschaftlich relevanten Themen z. B. eine 2. Klasse zum Thema schlafen.

„Die Stücke, die wir machen, haben immer so eine innere Bedeutung.“ Esad 16 Jahre

Wir begleiten und forschen wissenschaftlich

Theorie & Praxis

für emanzipatorisch – humanistische Bildung

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