Moha der Gedächtnisbaum

Tahar Ben Jelloun, sein Roman und aktuelle Debatten

deutsch – marokkanisches TanzTheater 2011 – 2013

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7 Studierende der Islamwissenschaften und Erziehungswissen schaften aus Hamburg & 7 Studierende der Humanwissen schaften und Künste aus Casablanca, inszenieren gemeinsam im Prozess des gegenseitigen kennen Lernens und Berührens, das TanzTheater Moha der Gedächtnisbaum zum arabischen Frühling. Die Sprachen der 7 Frauen & 7 Männer in der Inszenierung sind deutsch und arabisch und französisch.

MOHA deutsch-französisch

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14 junge Menschen aus Europa und dem Maghreb sprechen durch die Figur Moha und zeigen einem breiten Publikum ihr persönliches Empfinden und ihre Sicht auf die Welt in all ihren gesellschaftlichen Widersprüchen in poetischen Bildern.

Roza: Macht es mir nach. Streift alles ab. Geht nackt auf das Meer auf den Wald und den Himmel zu. Lasst es auf der Straße. Und kommt auf die Dächer tanzen …

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Chor: Sie wollen dich mit Angst überfluten
Roza: kommt auf die Dächer tanzen – Trommel
Jule kommt auf die Dächer tanzen – Trommel
Sarah kommt auf die Dächer tanzen – Trommel
Roza streift alles ab
Chor

inna sayagi´ u al hanin il´ al hayat

Auf dass die Zärtlichkeit ins Leben komme

in Zeitlupe entschleiern auf Derwish Position gehen und drehen

Sarah: Die Zärtlichkeit treibt fern im Ozean
Chor:

inna sayagi´ u al hanan il´ al hayat

Auf dass die Zärtlichkeit ins Leben komme

Jonathan  Ghizlan

 

Moha, der Sohn des Mondes und Moha, die Tochter der Weisheit, die Nachtwächterin des Paradieses
sagt Euch

Ich habe alles auf der Straße gelernt

Chor

Hört ihr denn nichts?

Seht ihr denn nichts?

Sie, Moha durchwebt die Straßen und kleidet die nackten Seelen

Er, Moha der Hüter des Tanzes, flüstert Euch zu:
Geht in die Gärten der Liebe

Fotos Moha Probe in Wilhelmsburg: Vincent Koppen

 

Die philosophische Inspirationsquelle ist der Roman Moha le fou, Moha le sage von Tahar Ben Jelloun, in deutscher Über setzung Der Gedächtnisbaum.

Der Roman lädt die Gruppe ein, die tiefere Philosophie des Islam zu enthüllen, die arabische Kultur zu entdecken, in ihrer Schönheit, mit ihrem Sinn für Humor und Schalk. Er fordert sich ihrer Sehnsucht nach rationaler Erkenntnis zu besinnen und die human-wissenschaftlichen Traditionen wieder zu beleben.

Das Ensemble – 7 Studierende aus Casablanca und 7 aus Hamburg – in sich gekreuzt jeweils 7 Frauen und 7 Männer begegnen sich mit großer Neugierde auf diesen realen Kreuzungen. Sie entschleiern kindliche Traumata und finden Gemeinsamkeiten in den hier und dort gesammelten Erinnerungen. Sie sind begeistert von der Würde der Sufis, ihrem Scharfsinn gepaart mit Liebe und Tatkraft, angestaut in Moha und seinem Gedächtnisbaum.

Fotos Moha in Casablanca: Sarah Ghrab

Wir pflücken aktuelle Fern – seh – Bilder.
Wir enttarnen weltweite Manipulationen.
Wir recherchieren Finanzierungswege fundamentalistischer Entwicklungen.
Wir reflektieren aktuelle Geschehnisse auf unserem Globus.
Wir diskutieren die aktuellen politischen Debatten.

„Moha macht einen Spaziergang durch die Zeit und die Wiese der Spiegel.“

 

Tahar Ben Jelloun schrieb diese Collage 1978 in Paris. Aus seinem Exil zeigt er mit sezierendem Blick und poetischer Sprache die globalen Zusammenhänge der Verelendung, der Heuchelei und Manipulationen des Denkens, eingebettet in das koloniale Panorama der maghrebinischen Geschichte.

Jule Ihr habt die Feinheit unserer Kräuter nie erkannt
Roza Wir haben die Feinheit unserer Kräuter vergessen
Sarah Wir haben die Feinheit unserer Kräuter verraten

Er schafft in der Figur des Moha, das Universelle unserer Zeit zu beleuchten, um die subjektive Kraft der Poesie zu finden.

Sarah

Die Mauern beben
und die Zärtlichkeit
treibt fern im Ozean

Ein Minzeblatt zwischen den Zähnen und
die Füße im Wasser, sage ich Euch

Sie wollen dich mit Angst überfluten
Spürst du ihren Atem?

 

Moha, die mythische Sagen umwobene Figur Moha der nordafrikanischen Kultur verkörpert die Weisheit und die Freiheit des Narren, des Kindes und des Weisen und wirft uns Bilder in den Kopf vom Zentrum zum Rand und zurück von Tunis über Marrakesh nach Kabul oder anderswo.

„Seit sich diese Stadt bereichert hat, erbricht sie die Armen in die Vororte des Lebens.“

 

Moha wechselt zwischen nackten Beschreibungen und symbolischen Träumereien. Leben ist entscheiden. Moha entscheidet sich, mal von hier, mal von da, schonungslos dem Orient die Schleier des Exotismus zu entreißen. Es entstehen Visionen der Übertragbarkeit in Ost und West. Sie bleiben eine Frage des Standpunktes. „Sein“ in der Spannung der Entschei dung, die nicht national und nicht ethnisch zu verorten ist, also keine kulturelle Frage ist, hat in Moha einen Bezug: „sein“ in dem Geflecht zwischen Sehnsucht, Poesie und Utopie im Schoße des Humanismus.

 

Chor Die Unabhängigkeit
Jan Ja für einige war sie ein gutes Geschäft
Agit für andere eine Frage von Leben und Tod
Chor

Die Unabhängigkeit . . . Eine Frage der Würde

Die Unabhängigkeit unserer Tomaten ist verloren – Trommel

Frauen Die Unabhängigkeit hat uns Frauen so viel versprochen
Männer

Tomaten für alle

Pässe für alle

Wasser für alle